Heute ist mir etwas ganz Unglaubliches widerfahren, als ich einen Spaziergang durch die Wildblumen machte.
Auf einmal heulte der Wind und die Flaumblumen wirbelten um mich herum, weinfarbene Schneeflocken. Direkt hinter dem Wirbel sah ich sie: Bilder aus meiner Vergangenheit, alle auf einmal. Meine Großmutter und mein Vater, wie sie meiner Mutter zeigten, wie man die Reisfelder bepflanzt. Sie waren gleichzeitig jung und alt, ihre jugendlichen Gestalten erstrahlten im Glanz sämtlicher Weisheit der vergangenen Zeitalter. Da war meine Mutter, gleichzeitig Kind und ältere Dame, wie sie dieses Wissen an meine Brüder und Schwestern weitergab. Und dazwischen stand ich in ewiger Jugend an diesem unnatürlichen Ort – ein gerissener Faden auf dem Wandteppich unserer Linie. Ich schaute durch die wirbelnden Blütenblätter zum Himmel auf, um im Licht von Cheng'e zu baden und hoffte, sie würde mich von diesem einsamen Fleck zurück ins Land meiner Ahnen tragen.
Doch stattdessen blickte ich nur in die Augen des Wolfes Tiagou, der mit weit aufgerissenem Maul ausgehungert auf ihr alabasterfarbenes Licht zusprang. Ich fiel auf die Knie und stieß einen Warnruf aus!
Dunkelheit umhüllte mich und ich spürte eine kühle Frühlingsbrise auf meinem Antlitz. Ich erwachte inmitten der Triebe und Stängel der Hanffelder, bewahrte mir diese kostbare Erinnerung an Heim und Familie aber in meinem Geiste. Sämtliche Ängste waren vergessen.