Gerüchte

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Part of the following chapter Das Kapitänslogbuch #6
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Der örtliche Priester hat mich heute Morgen angesprochen, als ich in der Kirche saß. Ich habe ihm erzählt, was ich denke, und er hat mit Bibelzitaten geantwortet. Ich hatte zuvor zwar kaum mit ihm gesprochen, aber die Unterhaltung viel mir leicht. Ich erzählte ihm von meiner Einsamkeit – der Angst vor den Schulden. Und neben dem drohenden Unglück war da auch noch das Alter, mit dem ich mich auseinandersetzen musste. Die See hat meine Brüder zu sich geholt, aber meine Eltern … Sie hätten noch viele weitere Jahre verdient gehabt. Ich erzählte dem Priester, dass mein Vater oft recht leidenschaftlich vom Jungbrunnen geredet hat, der ihm seine Jugend zurückbringen und ihm genug Jahre schenken sollte, um sich von der Drangsal des Lebens zu erholen. Der Priester schwieg zuerst und sagte dann, fast entschuldigend, dass uns dieses Leben mit einer bestimmten Anzahl an Jahren geschenkt werde ... weil mehr es seiner Schönheit berauben könnten. Der Wunsch, sein Leben zu verlängern – dies schien ihn sehr zu quälen –, wurde von der Kirche als Beleidigung und sogar Ketzerei betrachtet. Es klang so, als hätte er Ketzer schon davon reden hören, was meine Neugier weckte. Als ich nachbohrte, protestierte er, ich hätte ihn falsch verstanden. Jeder, der davon rede, geschweige denn behaupte, einen Beweis für diesen Unsinn zu haben, würde im Kerker landen, damit sein Wahnsinn nicht andere anstecken konnte. Er kennt so jemanden, da bin ich mir ganz sicher. Ich werde dem nachgehen. Isabella