Unsterblichkeit ist etwas für die Jugend

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Part of the following chapter Tagebücher der Seelenwächter #14
Der alte Mann hält die Stellung.

Je länger ich hier an diesem skurrilen Ort verweile, desto mehr wird mir die Ironie des Alters unter unsterblichen Verwandten bewusst. In einem noch nicht lange zurückliegenden Leben hatte ich begonnen, mich vor der Unsicherheit zu fürchten, die sich aus dem Wissen ergibt, dass ich meinem Schöpfer bald gegenüberstehen könnte. Als ich also von einer mystischen Insel hörte, auf der die Zeit stillsteht, nutzte ich die Chance, dem göttlichen Urteil zu entgehen. Das war ein närrischer Schachzug, denn ich bin mir sicher, dass meine Sünden nicht schwerer wiegen als die eines normalen Menschen. Und die Ewigkeit, so stellt sich heraus, lässt sich besser mit dem starken Rücken eines jungen Mannes überstehen … Jetzt gehört dieser alternde, jämmerliche Körper, geplagt von den Schmerzen eines Lebens voller harter Arbeit, für immer mir, und die Erleichterung, die Gottes Vergebung hätte bringen können, wird es vielleicht nie geben. Wenn dieser Ort also mein Fegefeuer sein soll, zahle ich den Preis für meine Hybris. Als ich hörte, dass der Mann, Yonus, die Mutigen aufgerufen hatte, sich gegen die Verderbnis zu stellen, meldete ich mich freiwillig. Lass diesen alten Mann sterben, damit die Jungen einen weiteren Tag erleben. Ich kann nur hoffen, dass die Weisheit eines langen Lebens meiner Seele Kraft verliehen hat und dass unser barmherziger Herr mir eines Tages vergibt, dass ich seine göttliche Herkunft untergraben habe. – Pedro Carillo