Die mitternächtliche Herde

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Part of the following chapter Der Aufstand der Tiere #29
Gefunden in: Dörfchen Immerfall Sorgfältige und geschwungene Handschrift

Vielleicht hören meine Albträume auf, wenn ich meine Geschichte niederschreibe. Also los: Ich kam spät von der brennenden Holzkohle im Wald zurück. Der Mond stand hoch am Himmel und es war hell genug, um etwas zu sehen. Ich hörte ein seltsames Geräusch von der östlichen Lichtung, also ging ich hin, um mir die Sache anzusehen. Die Lichtung war voller Esel, es war eine ganze Herde. Sie grasten nicht oder liefen herum. Sie standen ganz still, als würden sie jemandem zuhören. Der, der mir am nächsten stand, hatte Zügel aus Leder, die aber schon verrottet waren, als seien sie hundert Jahre alt. Ich muss ein Geräusch gemacht oder auf einen Zweig getreten haben. Sie drehten sich um und sahen mich an, alle gleichzeitig. Im Mondlicht konnte ich das Weiße in ihren Augen sehen, leuchtend, rollend, wie tollwütig. Sie öffneten ihre Mäuler und schrien, ein Geräusch, das ich von keinem Esel auf der Erde je gehört hatte. Ich rannte davon. Selbst wenn alle Teufel der Hölle hinter mir her gewesen wären, wäre ich nicht schneller gerannt. Das Geräusch ihrer Hufe verfolgte mich durch den ganzen Wald bis nach Hause. Ich kann meinen Freunden niemals davon erzählen, sonst werde ich nur ausgelacht. Man stelle sich vor, ein Haufen Esel ist das Furchterregendste, das ich je gesehen habe.